Bezirksinspektor Anton Zweimüller ist Justizwachebeamter in Suben. Er erzählt von seinem Werdegang und seinem Arbeitsalltag. Er betont wie wichtig Ausbildung und Menschlichkeit ist.
Anton Zweimüller kam 1993 in die Justizanstalt Suben. Ursprünglich kam er aus dem Tiefbau und hat Tunnels gebaut. „Die Arbeit hier hat sich dann zufällig ergeben. Anfangs war es eine gewaltige Umstellung und ich habe drei Monate gehadert und fühlte mich unterfordert.“ Aber eines Tages wurde in der Justizanstalt umgebaut und: „Ich durfte Bagger fahren, sofort hatte das Leben wieder einen Sinn“, erinnert sich Zweimüller lachend.
Bastelgruppen
„Meine Fähigkeiten durch den früheren Beruf haben hier sehr geholfen. Dann bildete ich mich in Seminaren weiter: Vor allem lernte ich, wie man schwierige Insassen beschäftigen kann.“ Er begann innerhalb der Justizanstalt Bastelgruppen zu leiten. „Es startete mit Holzspielzeug und wurde immer größer. Weihnachtskrippen waren dann ein Kassenschlager. Wir gründeten daraufhin einen Häftlingsunterstützungsverein. Ich habe erst hier die Gabe entdeckt, dass ich mit schwierigen Menschen gut kann. Ob der Job Justizwachebeamter zu dir passt, weißt du wirklich erst, wenn du es ausprobierst.“
Kein Klischeebild
Der Alltag eines Justizwachebeamten ist anders als das Klischeebild. Zweimüller: „Was nicht passiert ist, dass man morgens die Türen der Zellen aufsperrt, die Insassen spazieren lässt, sie dann wieder einsperrt und nach Hause fährt. Das Tolle an unserem Job ist nämlich, dass man persönliche Fähigkeiten voll einbauen kann. Das wird von der Leitung auch ausdrücklich unterstützt. Ich backe zum Beispiel gerne Brot. Dann habe ich die Idee eingebracht, man könnte Brotbackkurse machen, und die wurden sofort umgesetzt.”
Ausbildungen als Schlüssel
„Jeder Tag ist anders und ist in jeder Abteilung, in jedem Betrieb oder – so wie in meinem Fall – in der Ausbildungsstelle – anders“, erzählt Zweimüller über seinen Arbeitsalltag. „Ich beginne um 7 Uhr, checke meine E-Mails, dann beginnt schon der erste Deutschkurs, danach ist jeder Tag anders. Heute zum Beispiel habe ich zwei Insassen zum praktischen Vorbereitungslehrgang der Tischlerei-Lehre gebracht. Zu meinem Alltag gehört zudem, dass ich mein Wissen und meine Erfahrung jüngeren Justizwachebeamt:innen mitgebe und sie ebenso begeistere. Das funktioniert hier sehr gut.“
Als Leiter der Ausbildungsstelle wacht er weniger über Türen und Schlösser, sondern über acht Deutschkurse pro Woche, Alphabetisierungskurse, Vorbereitungslehrgänge zur Pflichtschule, A1 und A2-Kurse, Führerscheinkurse, Lehrlingsausbildungen, und vieles mehr. „Und manchmal muss man den einen oder anderen schon auch motivieren, damit sie zum Unterricht kommen. Das kannten sie draußen oft gar nicht. Das erleben sie hier zum ersten Mal.“
Führerscheinkurse klingen merkwürdig, sind aber sehr wichtig, betont der Justizwachebeamte: „Das machen nur sehr wenige Justizanstalten. In Suben kann man Führerschein B machen oder auch wiedererlangen. Man muss aber selber zahlen. Die Kooperation mit der Bezirkshauptmannschaft Schärding funktioniert dabei einwandfrei. Diese Möglichkeit hilft enorm bei späteren Jobs.“
Zweite Chance danach
Mit ehemaligen Insassen pflegt Zweimüller manchmal noch Kontakt: „An einen erinnere ich mich. Der hat alles gemacht, von geknackten Tresoren bis Menschenhandel.. Ich habe ihm hier zu einer Ausbildung verholfen, habe ihm den Führerschein ermöglicht und psychische Betreuung organisiert. ‚Bevor du Scheiß machst, rufst mich an‘, sagte ich ihm, und das tat er. Ich bin immer noch in Kontakt. Er arbeitet mittlerweile, eben weil er einen Führerschein hat. Es hängt dir ja nach und es ist schwierig wenn man in einer Justizanstalt war“. Daher bittet Zweimüller allen Unternehmerinnen und Unternehmern eindringlich ehemalige Insassen eine Chance im Beruf zu geben.
Wenn man sich für den Beruf des Justizwachebeamten interessiert, empfiehlt Zweimüller folgende Eigenschaften: Hausverstand, Fingerspitzengefühl, Höflichkeit und Menschlichkeit. „Denn nur wenn man Respekt gibt, erhält man ihn auch.“
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