Die Psychologin als Anstaltsleiterin
Seit Oktober 2020 leitet Psychologin Daniela Seichter die Justizanstalt Göllersdorf.
Nach dem Studium der Psychologie absolvierte die Wienerin Daniela Seichter die Spezialausbildung zur klinischen Psychologin und zur Gesundheitspsychologin. Teil der Ausbildung war auch ein Praktikum, das sie in die Aids Hilfe Wien führte. Sie erzählt: „Ich habe dort erstmals Zugang zu Personen mit chronischen Erkrankungen gehabt. Einige davon waren schon einmal in Haft. Ich entdeckte, dass ich damit relativ wertfrei umgehen konnte.“
Als sie eine Ausschreibung für Justizanstalten in Oberösterreich las, hatte sie ein Aha-Erlebnis. Sie erfüllte alle Anforderungen und bewarb sich. So wurde sie Psychologin im landesgerichtlichen Gefangenenhaus in Wels und in der Justizanstalt Suben. Die Arbeit machte ihr Spaß. Sie wollte weiter in der Justiz arbeiten und sich weiterentwickeln. Erfolgreich, wie sich herausstellte, denn sie wurde Leiterin des psychologischen Dienstes in der Justizanstalt Garsten, später auch in Stein, wo sie zudem leitende Positionen im Maßnahmenvollzug und Erstvollzug innehatte. Als die Stelle als Leiterin der Justizanstalt Göllersdorf ausgeschrieben war, bewarb sie sich. „Ich wollte gerne Anstaltsleiterin werden“.
Die Ziele, die sie im Maßnahmenvollzug in Göllersdorf verfolgt erklärt sie so: „Ein interdisziplinäres Arbeiten von vielen verschiedenen Professionen, die an einem Heilungsprozess eines Menschen beteiligt sind. Manchmal ist eine Verbesserung möglich, manchmal eine Stabilisierung – je nach Ziel. Diesen interdisziplinären Zugang braucht es für einen Erfolg, der immer möglich ist. Und oft gelingt es aus diesem Mix und Medikamenten Menschen aus dieser Maßnahme zu entlassen.“ Diese Arbeit der Bevölkerung zu erklären ist schwierig, aber notwendig, wie sie sagt und nennt die Justizanstalt lieber Psychiatrie und die Insassen Untergebrachte. „Manchmal sind Menschen viele Jahre und Jahrzehnte hier, aber wir geben keinen Fall auf. Sicher nicht.“
Im Jailshop Produkte anzubieten ist einer der kleinen aber wichtigen Faktoren für Erfolg: „Hinter den Produkten die wir hier fertigen, steckt viel Motivationsarbeit der Bediensteten, die unsere Patienten anleiten. Mit dem Kauf wird man auch Teil einer Therapie, man verhilft zum Erfolg. Wir sagen den Patienten, wenn ihr Produkt verkauft wurde, sei es Handwerk, seien es Kunstprodukte aus der Ergotherapie. Die Patienten sind oft beeindruckt, dass ihre Produkte so schnell weg waren. Sehr berührend.“
Und würde sie anderen Psychologinnen und Psychologen die Arbeit in Justizanstalten ans Herz legen? „Hier arbeiten ist schon was Besonderes, auch für die Justizwache, Pflegepersonal und Fachdienste. Dafür braucht es hohes empathisches Verhalten und soziale Kompetenz. Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich lieben das.“
Die Produkte, liebevoll handgefertigt in der Justizanstalt Göllersdorf, finden Sie hier.