Von Wallenstein bis Schönborn – die aufregende Geschichte der Justizanstalt Göllersdorf
Heute ist das Schloss Göllersdorf eine spezialisierte Justizanstalt. Sie hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Am 14. April 1632 schreibt der Weinviertler Ort Göllersdorf internationale Geschichte. Europa befindet sich mitten im Dreißigjährigen Krieg. Albrecht von Wallenstein, der berühmte böhmische Feldherr, wurde nach erfolgreichen Schlachten 1630 auf dem Regensburger Kurfürstentag als Oberbefehlshaber der kaiserlich-katholischen Truppen entlassen. 1632 gelingt es Kaiser Ferdinand II ihn wieder einzusetzen. Er schickt seinen Ersten Minister Johann Ulrich von Eggenberg nach Göllersdorf. Dieser trifft sich dort mit Wallenstein um die „Vereinbarung von Göllersdorf“ zu unterzeichnen. Gastgeber ist Generalfeldmarschall Johann Christoph III. Graf von Puchheim, Schlossherr in Göllersdorf.
Bereits seit dem 14. Jahrhundert befindet sich dieses Schloss, in dem sich heute die Justizanstalt Göllersdorf befindet, im Besitz des Adelsgeschlechts Puchheim. Im Inneren sind noch mittelalterliche Elemente aus dem 15. Jahrhundert zu bewundern. Sichtbar dominiert aber das Renaissance-Schloss aus dem 16. Jahrhundert. 1711 ging das Schloss und umliegende Güter an die Familie Schönborn. Die erbaute in der Nähe das neue Landschloss Schönborn, das Göllersdorfer Schloss verlor darauf an Bedeutung.
Im Ersten Weltkrieg diente das Schloss als Internierungslager für „politisch unzuverlässige Personen“, insbesondere für italienische Nationalisten, den so genannten Irrendentisten. Danach dienten die alten Mauern als Militär- und Zivilhaftanstalt. Später wurde daraus ein so genanntes „Bundeserziehungshaus“ und „Arbeitshaus“. Nach Strafvollzugsreformen erwarb das Justizministerium 1974 das Schloss von der Familie Schönborn. Nach einer umfangreichen Renovierung wurde die Justizanstalt Göllersdorf 1985 ihrer Bestimmung übergeben.
Die Justizanstalt dient seither als Justizanstalt mit Behandlungsauftrag für – wie es noch im Gesetz heißt – „nicht zurechnungsfähige, geistig abnorme Rechtsbrecher“. Die Justizanstalt steht somit auch im Zentrum der Diskussionen rund um Reformideen im Maßnahmenvollzug. Ein Mord an eine Psychotherapeutin 1995 führte bereits zu Reformen. Seit 2020 wird die Justizanstalt von der ausgebildeten Psychologin Oberrätin Mag.a Daniela Seichter geführt, die wir hier porträtieren.
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