Geduld, Geschick und robustes Material braucht es für das Weidenflechten und das Anfertigen eines Stuhlgeflechts. In der Justizanstalt Suben wird dieses alte Handwerk traditionell betrieben und erhielt eine UNESCO-Auszeichnung.
UNESCO Auszeichnung
Das Korbflechten in Suben erhielt seitens der UNESCO die Auszeichnung „Good Practise“ als immaterielles Kulturerbe. In der Begründung heißt es: „Nach der Entlassung können die erworbenen Kenntnisse zum Einsatz gebracht werden. Das Erlernen einer handwerklichen Fähigkeit und die damit verbunden Erfolgserlebnisse für die Gefangenen haben zudem einen therapeutischen Nutzen. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Menschen aus über 40 Staaten fließen kreative Ideen aus asiatischen und afrikanischen Ländern in die Arbeit mit ein. Das Ergebnis ist eine vielfältige Produktpalette, die von Einkaufskörben jeglicher Größe, über Obst- und Brotkörbe, bis hin zu Weidengeflechten für Haus und Garten reicht – der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.“
Aber wie kam es dazu?
Bereits bei der Gründung der Justizanstalt Suben in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier von Insassen Körbe geflochten. Damals war das Grundstück größer und Weiden, benötigt für das Rohmaterial, wurden direkt an der Inn gepflanzt und geerntet. Das Korbflechten verlor in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Einführung des Pappkartons weltweit an Bedeutung, aber in der Justizanstalt im Innviertel wurde dieses alte Handwerk weiter betrieben.
Vor zwanzig Jahren wurde Bezirksinspektor Anton Zweimüller gebeten, den Betrieb mit der traditionellen Korbflechterei zu übernehmen. Es drohte, dass das Wissen und Können verloren ging. Zuerst erlernte er das Handwerk aus Fachbüchern, dann von einem Pensionisten aus der Region. Schlussendlich ermöglichte die Justizanstalt eine Ausbildung bei einem deutschen Korbmachermeister in Bayern. Und so bekam die alte Subener Tradition Aufwind, auch wenn das Material aus Weiden mittlerweile aus der Nachbarschaft geliefert werden muss.
Zweimüller war es auch, der das Wissen intern an andere Justizwachebeamt:innen weitergab und auch in anderen Justizanstalten Österreichs Weideflechtkurse abhielt. Bei einem solchen Kurs lernte Justizwachebeamtin Vera Kaltenböck das Handwerk kennen. Mittlerweile leitet sie den Betrieb in Suben. Die Nachfrage steigt. Der Wunsch vieler Menschen nach mehr Nachhaltigkeit und weniger Plastik führt zu einer höheren Nachfrage.
“Wiener Geflecht”
Ein weiteres einzigartiges Handwerk in der Justizanstalt Suben ist das Stuhlgeflecht aus Stuhlflechtrohr, das so genannte „Wiener Geflecht“, das sich etwa in den traditionellen Thonet-Stühlen findet.
Für Kundschaften, die ihre alten Stühle renoviert haben wollen, ist die Justizanstalt Suben mittlerweile eine der wichtigsten Adressen in Österreich. Viele Menschen kaufen alte Stühle auf Flohmärkten. In Suben können diese repariert werden. Auch Antiquitätenhändler lassen hier mittlerweile Stühle reparieren.
Wer maßgeschneiderte Körbe in Auftrag geben möchte, oder „WIener Geflecht“ für Stühle benötigt, kann hier Kontakt aufnehmen: JASuben.Wirtschaft@justiz.gv.at
Die Körbe und andere Produkte aus Suben sind im Jailshop HIER erhältlich.
Die Auszeichnung der UNESCO ist hier zu finden und nachzulesen.